Samstag, 24. Januar 2015

Gesprochenes Latein vs. literarisches Latein

Ich möchte euch in diesem Post erklären was der Unterschied zwischen dem gesprochenen Latein, auch Vulgärlatein genannt, und dem literarischen Latein ist. Ich denke, dass ist noch spannend, da das Italisch ja auch zu den Indogermanischen Sprachen gehört, die ich schon in einem Post erwähnte. 

Was ist "das Vulgärlatein"?
Das Vulgärlatein war sozusagen das "Mundart" der alten Römer.  Nur Römer mit Schulausbildung konnten das literarische Latein schreiben. Diejenigen, die das nicht konnten, mussten wahrscheinlich nach Gehör schreiben, also so, wie sie selber sprachen. Das Vulgärlatein war eigentlich das Latein des Volkes. 

Die Tochtersprachen des Vulgärlateins
Das römische Reich hatte seine grösste Ausdehung unter Kaiser Trajan. Er beherrschte das gesamte Mittelmeer, die Schweiz, Teile von Deutschland und Grossbritannien, Frankreich, Spanien  und sogar Teile Arabiens. In gewissen Teilen des römischen Reiches werden noch heute romanische Sprachen gesprochen. Dies sind zum Beispiel Französisch, Spanisch, Katalanisch oder Rätromanisch. Wegen der kolonialen Ausbreitung der Frühen Neuzeit werden romanische Sprachen auch vorallem in Afrika und Südamerika gesprochen. 

Rekonstruktion des Vulgärlateins 
Da es ja natürlich keine Sprachaufnahme aus dieser Zeit gibt, muss das Vulgärlatein aus Quellen erschlossen werden. Dazu wenden Sprachwissenschaftler gewisse Techniken an. Hier sind aber nur einige wenige:
Antikes Graffiti eines Gladiatoren
  •  Man verwendet Angaben von römischen Autoren über das Vulgärlatein. Ein Beispiel dazu ist Cicero mit „De oratore“ („über den Redner“). 
  •  Auch schon in der Antike  gab es Graffiti. Jedoch wurden sie meist in Stein eingemeisselt. Sie waren häufig in der Form von Karikaturen von Politikern oder anderen populären Personen. Da diese meist von weniger gebildeten Leuten stammten, hat es  auch dementsprechende Schreibfehler. Linguisten (Sprachwissenschaftler) nehmen an, dass diese Leute, wie oben schon erwähnt, nach Gehör geschrieben haben.   
  •  Aber auch literarische Werke, die absichtlich in gesprochenem Latein verfasst wurden, werden verwendet.
  • Auch Normabweichungen in Briefen werden zur Erschliessung des Vulgärlateins gebraucht.
Unterschiede
Zwischen dem gesprochenen Latein und dem literarischen Latein gab es eine Reihe markanter Unterschiede. 

Ein Unterschied war eine Veränderung des Vokabulars. Wahrscheinlich gab es diese Veränderungen weil es eher gehobene Worte für eine Sache gab und weniger gehobene. Das könnte zur Folge geahbt haben, dass es eben verschiedene Wörter für dasselbe Ding gibt. Hier sind einige Beispiele:

Literarisches Latein
Vulgär-Latein
Deutsch
sidus
stella
Stern
pulcher
bellus, formosus
schön
ferre
portare
tragen
ludere
iocare
spielen
res
causa
Sache
magnus
grandis
gross
equus
caballus
Pferd

Ein weiterer Unterschied war, dass die Aufteilung der Vokale in Lange und Kurze verschwand. Dadurch wurde die betonte Silbe eines Wortes im Vulgärlatein mehr betont als im klassischen Latein. 

Ein grosser Unterschied war, dass die Fälle (fast) verschwanden. Die klassischen Fallendungen, die jeder Lateinschüler lernen musste, wurden durch Präpositionen, wie de (von) oder ad (zu), ersetzt. Dies hatte zur Folge, dass man nur noch eine Kasus-Endung brauchte. Dies hielt sich auch in den heutigen romanischen Sprachen. Die einzige Ausanahme bildet das Rumänische.

Auch bei den Verben entwickelte sich ein Unterschied. Da Futur- und Perfektformen im Latein manchmal sehr ähnlich, um nicht zu sagen gleich, klangen,  wurde der Futur mit dem Hilfsverb habere gebildet. Das sah dann so aus:


Literarisches Latein
Vulgärlatein
Deutsch
amabo
amare habo
Ich werde lieben
amabis
amare habes
Du wirst lieben
amabit
amare habe
Er, sie, es wird lieben
amabimus
amare habemos
Wir werden lieben
amabitis
amare habetes
Ihr werdet lieben
amabunt
amare haben
Sie werden lieben



Ich hoffe euch hat dieser Post gefallen, auch wenn er nicht direkt mit der Literatur des Mittelalters zu tun hat. Lasst doch einen Kommentar mit konstruktiver Kritik da!
Simon Schober
(Quellen:  Wikipedia, www.pagan-forum.de, www.amphi-theatrum.de)

2 Kommentare:

  1. Hallo Simon

    Wow, Wahnsinnsartikel von dir! Gute Themenwahl, gute Wortwahl, fand fast keine Rechtschreibfehler. Total verständlich und ohne irgendwelche Verwirrung.

    Einige Zusatzinfos fehlen mir aber, Beispielsweise Gründe warum man jetzt Graffitos in Stein meisselte, oder wie die Veränderung im Vokabular entstand.

    Freundliche Grüsse
    Elias

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    1. Hallo Elias

      Ich danke dir herzlich für den tollen Kommentar. Ich habe mir deine Verbesserung-Vorschläge zu Herzen genommen und meinen Post verbessert.

      Freundliche Grüsse
      Simon

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